Antwort: Sehr wichtig
Warum? Aus verschiedenen Gründen
1. Fachliche Qualifikation
Der offensichtlichen Grund ist: Sie wollen natürlich von einem Anwalt beraten und, falls erforderlich, gerichtlich vertreten werden, der etwas von seinem Handwerk versteht. Die fachliche Qualifikation des Anwalts ist also von großer Bedeutung.
Andererseits sollte man dieses Auswahlkriterium auch nicht überschätzen. Ab einer gewissen „Ebene“, wenn ich das einmal so ausdrücken darf, ist die Qualifikation von Anwälten nämlich ziemlich ähnlich.
Die allermeisten Fachanwälte kennen sich in ihrem Rechtsgebiet ziemlich gut aus. Das heißt, sie kennen die einschlägigen Gesetze und die hierzu ergangene Rechtsprechung beziehungsweise können diese zumindest relativ kurzfristig zuverlässig recherchieren.
Wenn Sie sich mit Ihrem Rechtsproblem also an einen Fachanwalt auf dem betreffenden Rechtsgebiet wenden, sollten Sie fachlich auf der sicheren Seite sein.
2. Persönlichkeit
Überspitzt formuliert: Fast schon wichtiger als die fachliche Qualifikation erscheint es mir, dass Sie den Anwalt finden, der von seiner Persönlichkeit her zu Ihnen passt.
a) Das bedeutet nicht, dass Sie und Ihr Anwalt, neudeutsch ausgedrückt, ein Tinder-Match sein müssen. Im Hinblick auf Hobbys und sonstige Vorlieben müssen Sie nicht unbedingt miteinander harmonieren.
Aber: Es macht einen erheblichen Unterschied, ob Ihnen Ihr Anwalt bei jedem Rechtsproblem als erstes den Gang zu Gericht, notfalls über drei Instanzen bis zum Bundesgerichtshof, empfiehlt oder ob er – in Absprache mit Ihnen – zunächst versucht, eine gütliche Einigung mit der Gegenseite zu finden.
Das ist auch eine Frage der Persönlichkeit – Ihrer und der Ihres Anwalts. Streiten oder schlichten? Einen Kompromiss suchen oder die eigene Position energisch/kompromisslos durchsetzen? Soll Ihr Anwalt eher „Mediator“ sein oder „Knüppel aus dem Sack“? …
b) Welche Strategie man einschlägt, welchen Weg man wählt, hat einen ganz erheblichen Einfluss auf Ablauf und Ausgang des Verfahrens. Nicht nur vom Zeit- und Kostenaufwand her, sondern die Strategie beeinflusst auch sehr stark, ob man der Gegenseite nachher noch in die Augen schauen kann (und will) oder nicht.
c) Die Persönlichkeit des Anwalts ist außerdem entscheidend dafür, wie angenehm oder unangenehm die rechtliche Auseinandersetzung Ihnen (rückblickend) erscheinen wird. Natürlich hängt das auch von Ihrem Gegner ab. Aber ganz ehrlich: Sie werden im Laufe einer rechtlichen Auseinandersetzung deutlich mehr Zeit im Umgang mit Ihrem Anwalt verbringen als mit der Gegenseite. Idealer Weise schirmt Sie Ihr Anwalt sogar von den feindseligen Attacken des Gegners ab. Es ist also wichtig, dass Sie zumindest den Umgang mit Ihrem Anwalt als – den Umständen entsprechend – angenehm und möglichst wenig belastend empfinden.
Fragen Sie sich: Rufe ich gerne bei meinem Anwalt an? Wie reagiert er auf meine Vorschläge und Einwendungen? Ist es mir unangenehm, bestimmte Punkte gegenüber meinem Anwalt anzusprechen? Wie werde ich dort behandelt, wenn ich kurzfristig mit meinem Anwalt sprechen möchte? …
3. Kosten
Die anwaltliche Dienstleistung kostet Geld. Nun gibt es zwar eine Gebührenordnung (RVG), die für alle Anwälte gleich ist. Aber gerade im Wirtschaftsrecht rechnet eigentlich kaum eine Kanzlei nach RVG ab, sondern vielmehr – was ohne weiteres zulässig und üblich ist – auf der Grundlage einer Vergütungsvereinbarung nach Zeitaufwand.
Da macht es dann eben einen (erheblichen) Unterschied, ob der Stundensatz € 200 beträgt oder € 400 oder € 600, und ob Sie von 1 Anwalt vertreten werden oder ob auf Ihrer Seite immer 2 Anwälte mit am Tisch sitzen und von Ihnen bezahlt werden wollen.
4. Fazit
Meine Empfehlung wäre: Gehen Sie zu einem Anwalt beziehungsweise zu einer Kanzlei, bei der Sie sich wohlfühlen – auch kostenmäßig, soweit das eben geht. In diesem Sinne sollten Anwalt und Mandant zueinander passen und ähnliche Ansichten vertreten. Dann ist es nämlich viel leichter, eine gemeinsame Strategie zu finden und diese auch überzeugend zu vertreten.