Freitag, 29. März 2024

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One Love. Or not?

Zur Zeit diskutiert und streitet man darüber, ob die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der WM in Katar die One Love Armbinde tragen soll oder nicht.


Unser Wirtschaftsminister hat sich gestern abend in einer TV-Talkshow nach meinem Verständnis ziemlich deutlich dafür ausgesprochen. Die Position der FIFA steht dem bekanntlich diametral entgegen.


Lassen wir doch einmal zwei fiktive Vertreter des jeweiligen Lagers gegeneinander antreten.


1. Team A: Auf jeden Fall mit Armbinde


Unbedingt! Unsere Nationalmannschaft muss unbedingt die One Love Binde tragen.


Diese Armbinde steht für Diversität und Menschenrechte. Sie macht anschaulich, dass das DFB-Team – stellvertretend für ganz Deutschland – für diese grundlegenden Werte einsteht und auch bereit ist, dafür gegebenenfalls Sanktionen in Kauf zu nehmen.


Der Sport ist nicht unpolitisch, sondern steht mitten in der Gesellschaft. Prominente Sportler und auch der Verband als solcher dürfen sich nicht wegducken, wenn es darum geht, für die Menschenrechte überall auf der Welt einzutreten.


Wir sind auch eine Wertegemeinschaft. Wenn ein Land einen grausamen Angriffskrieg gegen ein anderes Land führt, dann schließen wir dessen Sportler von internationalen Wettkämpfen aus. Damit setzen wir ein Zeichen gegen Krieg und für den Schutz von Menschenleben.


Also ganz klar: Mut haben, Mut zeigen, und die One Love Binde auf jeden Fall tragen!


2. Team B: Bitte ohne Binde


Die Politik soll sich bitte aus dem Sport heraushalten. Die auch für den Sport zuständige Innenministerin ist nicht die Dienstvorgesetzte des Bundestrainers oder der deutschen Nationalspieler.


Sport ist unpolitisch beziehungsweise sollte unpolitisch sein. Sport dient der Völkerverständigung. Auf dem Fußballrasen sollen sich die Mannschaften aus den USA und dem Iran, aus Russland und Frankreich oder aus Deutschland und Nordkorea gegenüberstehen können, ohne dass es dabei um Politik geht. Auf dem Rasen geht es nur um Fußball.


Der Sport kann nur dann Brücken zwischen den Menschen bauen, wenn er sich aus der Politik heraushält beziehungsweise wenn sich umgekehrt die Politik aus dem Sport heraushält.


Dass Regierungen auf ihre Nationalmannschaften Einfluss nehmen, dass sich Diktatoren öffentlichkeitswirksam mit Nationalspielern umgeben, ist kein Zeichen von Freiheit, sondern vielmehr von Unterdrückung und Manipulation. Durch eine solche Einflussnahme wird der Sport instrumentalisiert. Das wäre letztendlich das Ende von friedlichen internationalen Sportereignissen.


3. Und auf welches Team setzen Sie?


Man sieht jetzt im Zuge der WM immer mehr Sportwetten, bei denen man darauf setzen kann, welche Mannschaft bei einem bestimmten Spiel gewinnt. Jedenfalls ist das mein Eindruck, dass dieses Wettgewerbe immer mehr um sich greift.


Welches Team, A oder B von oben, wird wohl gewinnen, wenn die deutsche Mannschaft heute um 14:00 Uhr in Katar aufläuft? Also ich bin da sehr gespannt. Mehr als auf das sportliche Ergebnis.



Dr. Wolfgang Gottwald

Rechtsanwalt

DR. GOTTWALD
Rechtsanwalt
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