Dienstag, 16. April 2024

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Sky and Sea

Der Blick aufs Wasser oder in den Himmel lässt die Gedanken fliegen. Da fangen Sie vielleicht ganz diszipliniert an mit der juristischen Überlegung, ob Covid-19 ein Fall von § 313 BGB (Störung der Geschäftsgrundlage) ist, und ein paar Gedanken oder Assoziationen später sind Sie bei Gott und der Welt.

Manchmal landet man dabei bei der Frage nach dem Glück.

Happiness is a Warm Gun, texteten Lennon/McCartney vor mehr als 50 Jahren auf ihrem Weißen Album. Keine Ahnung, was sie damit gemeint haben. Also man könnte es wahrscheinlich googeln, aber wozu? Die beiden haben ja nicht nur Weisheiten verkündet (I am the Walrus). …

Bleiben wir hier erst einmal wissenschaftlich und akademisch. Die Glücksforschung ist tatsächlich ein ernstzunehmendes Teilgebiet der Psychologie. Es gibt da richtige Professoren (w/m), die sich mit diesem Thema beschäftigen, zumindest in den USA. Dort steht „the Pursuit of Happiness“ sogar als Grundrecht in der Verfassung. Was nicht heißt, dass es auch jeder findet. Aber das ist ein anderes Thema.

Hier sind fünf Erkenntnisse – oder sprechen wir vorsichtiger von Thesen – der Glücksforschung, die man dabei herausgefunden hat, und gleich dahinter ihre „Übersetzung“ in die Sprache der Kunst und Literatur (Liedtexte):

  1. Glück ist kein äußeres Ereignis, sondern eine innere Einstellung bzw. Empfindung. Es ist nicht gleichbedeutend mit bestimmten äußeren Faktoren. Anders ausgedrückt, ein bisschen in Anlehnung an André Heller: Glück findet im Kopf statt, und wenn es nicht im Kopf stattfindet, dann findet es nirgendwo statt.
  1. Geld macht nicht glücklich. Die Aushilfe an der Supermarktkasse beim Rewe kann glücklicher sein als der Millionär am Infinity Pool seiner Luxusvilla. Oder wo glauben Sie, werden mehr Selbstmorde verübt? …
  1. Angenehme Lebensumstände erleichtern es, glücklich zu sein. Sie machen aber in der Regel nur kurzzeitig glücklich. Das hängt mit der Gewöhnung zusammen. Wer viel Geld hat, ein großes Haus, einen guten Job, wer gut aussieht usw, hält das bald für normal, für nichts Besonderes. Jede Veränderung zum Schlechteren schmerzt, jede Gefahr eines Absturzes verursacht Ängste. Wie heißt es bei Bob Dylan: When you got nothing, you got nothing to lose.
  1. Sich mit anderen zu vergleichen, denen es „besser“ geht, die mehr Erfolg haben als man selbst, macht meistens unglücklich. Das gilt auch für diejenigen, die schon recht weit oben angekommen sind auf der sozialen Leiter; denn es kommt stets ein größerer, besserer, stärkerer, cleverer Hai … (Prinz Pi, Kompass ohne Norden).
  1. Was also hilft? Sich die positiven und schönen Dinge bewußt machen, die man erreicht hat und die einen umgeben. Sich keine unrealistisch hohen Ziele setzen. Seine Zeit mit Menschen und Tätigkeiten verbringen, die man als angenehm empfindet, bzw. umgekehrt, unangenehme Menschen und Dinge nach Möglichkeit meiden. And finally: Nett sein zu anderen. Das führt zum einen zu einem positiven Selbstbild, und am Ende gilt, um noch einmal die Beatles zu zitieren: The love you take is equal to the love you make. Oder, das kennen Sie vielleicht besser: All you need is love.

Hector bzw. François Lelord, der sich auch viel mit der Suche nach dem Glück beschäftigt hat, kommt auf seiner bzw. Hector´s Reise zu ähnlichen Ergebnissen, auch wenn er es manchmal etwas eigentümlich, ja geradezu kindlich ausdrückt. Ich zitiere einmal ein bisschen aus seiner „Liste vom Glück“, wobei ich die Reihenfolge der besseren Vergleichbarkeit wegen an die obigen Punkte 1 bis 5 angepasst habe:

  1. Glück ist eine Sichtweise auf die Dinge (Lektion 20).
  1. Viele Leute denken, dass Glück bedeutet, reicher oder mächtiger zu sein (Lektion 4).
  1. Glück ist, wenn man eine Beschäftigung hat, die man liebt (Lektion 10). Glück ist, wenn man ein Haus und einen Garten hat (Lektion 11). Glück ist, wenn es der Familie an nichts mangelt (Lektion 9).
  1. Vergleiche anzustellen, ist ein gutes Mittel, sich sein Glück zu vermiesen (Lektion 1). Rivalität ist ein schlimmes Gift für das Glück (Lektion 21).
  1. Glück ist, mit den Menschen zusammen zu sein, die man liebt (Lektion 8). Glück ist schwierig in einem Land, das von schlechten Leuten regiert wird (Lektion 12). Glück ist, wenn man spürt, dass man den anderen nützlich ist (Lektion 13). Glück ist, wenn man dafür geliebt wird, wie man eben ist (Lektion 14). Glück ist, wenn man der Meinung anderer Leute nicht zu viel Gewicht beimisst (Lektion 18). Und: Sonne und Meer sind ein Glück für alle Menschen (Lektion 19).

So, und jetzt – nach so vielen Gedanken von anderen – bin ich mal gespannt, wohin Sie Ihre gedankliche Reise führt, wenn Sie sich die Fotos vom Wasser und von den Wolken ansehen. Und denken Sie immer daran: Glück ist, wenn man der Meinung anderer Leute nicht zu viel Gewicht beimisst.

Wolfgang Gottwald

DR. GOTTWALD
Rechtsanwalt
Attorney at Law

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